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14 September

01.09.14  


Im neuen TIP ist ein Artikel über Serpil Turhan (LINK). Darin sagt sie, dass sie an einem Filmporträt über mich arbeitet. Ihr letzter Film "Meine Zunge dreht sich nicht" wird auf der dokfilmwoche in Berlin gezeigt. Er läuft am 2. 9. um 20 Uhr im fsk-Kino.

02.09.14  
Mein 2. Casting für "Überall Blumen" mit Joya. Heute besucht uns Luise Heyer und…

…endlich auch mal ein Mann. Pit Bukowski. Wir sprechen über die Szenen im Drehbuch. Ich sage ihm, dass ich das Drehbuch im März geschrieben und jetzt vergessen habe. Er glaubt mir nicht. Er denkt, dass ich ihm das vorspiele. Am Ende unseres Gesprächs sagt er, jetzt glaube ich dir das. Ein guter Ausgangspunkt.

Der neue Fim von Hong Sang-soo "Hill of Freedom" ist gerade in Venedig gelaufen. Hier die Links zu zwei Kritiken. Hoyywood-Reporter (LINK) und noch eine andere Besprechung (LINK).
Hong Sang-soo ist mein absoluter lebender Lieblingsregisseur und wird es auch, da bin ich mir sicher, auch in Zukunft bleiben. Wenn ich Koreaner wäre, würde ich Filme machen wie er. Deshalb berichte ich in meinem Blog über alle Filme, dier er macht. Hier nochmal ein Link zu meinem Text im Berliner Tagesspiegel (LINK) vom November vor zwei Jahren.
03.09.14  
Endlich bin wieder raus aus Berlin und auf meinem Bauernhof. Die Sonnenblumen, die Mitte Juli noch geblüht haben, sehen heute düster aus.

Ein abgeerntetes Feld.

Danach fahre ich mit meinem Mountainbike in der Wald und schaue, ob es schon Steinpolze gibt. Das hier ist ein wunderschöner Schirmpilz. Überhaupt ist der Wald jetzt voller Pilze.

Mein erster Steinpilz. Er ist schon zu alt, deshalb lasse ich ihn stehen.

Mein 2. Steinpilz. Insgesamt finde ich drei. Einen und ein paar Pfifferlinge habe ich inzwischen gebraten und die sind schon in meinem Bauch.
Jetzt habe ich auch die ganzen Schirmpilze aufgegessen. Mit viel Knoblauch gebraten. Leider ohne Kräuter. Da ich von Kindheit an mit Pilzen aufgewachsen bin, habe ich keine Angst, dass ich morgen nicht mehr aufwache, weil sie giftig sind. Übrigens habe ich im Wald keinen Knollenblätterpilz und auch keine Fliegenpilze gesehen. Die spielen ja in meinem Drehbuch "Mona-Lisa weint" eine wichtige Rolle. Könnte ich dieses Drehbuch, das ich immer noch mag, jetzt verfilmen, würde ich ziemlich dumm gucken.
Die beiden restlichen Steinpilze sind jetzt im Tiefkühlabteil meines Kühlschranks. Ich werde sie an Weihnachten zusammen mit meiner ägyptischen Freundin essen, denn tiefgefroren schmecken sie genauso gut, wie frisch gesammelt.
Während ich in Berlin war, hat es hier offensichtlich viel geregnet. Die beiden großglockigen Ballonblumen, die ich am 23. August eingepflanzt habe, sind ganz wunderbar angewachsen.

04.09.14   Heute gehe ich nicht Pilze suchen, denn ich habe gestern zu viele davon gegessen. Selbst Steinpilze zu finden, würde kein Glücksgefühl bei mir auslösen. Also fahre ich nur Rad auf meiner Kurzstrecke.

Auf dem abgeernteten Feld neben dem Radweg liegen zwei riesige Haufen. Sie sehen in meinen Augen aus wie von einem anderen Stern.

Die heruntergefallenen Äpfel müssen alle aufgelesen werden, bevor ich die Wiese mähe.

Auch Wäsche habe ich zum Trocknen aufgehängt und dann…

…ein Teilstück meiner Wiese ist gemäht.

Was ich mit meinen blauen Weintrauben mache, weiß ich noch nicht. Ich werde sie noch bis Mitte Oktober hängen lassen, denn dann sind sie doppelt so süß. Auf jeden Fall könnte ich sie zu Gelee verarbeiten.
05.09.14  
Eine der beiden blühenden Ginsterpflanzen, die ich am 20. 5. 2014 vor dem blauen Wein in die Erde gesetzt habe, ist tatsächlich angewachsen. Ginstersamen habe ich auch gesammelt, den ich vor dem Winter an ein paar Stellen aussähen werde. Ich freue mich schon jetzt darauf, dass sie auch im nächsten Mai wieder blüht.
Der neue Film von Hong Sang-soo "Hill of Freedom" ist in Venedig offenbar gut angekommen. Hier eine französische Kritik (LINK), die Zeitung hieß früher "Inrockuptible" und die haben auch immer schöne Kritiken zu meinen Filmen geschrieben (als meine Filme noch in Frankreich im Kino liefen).
Und auch Christina Nord, die meine Filme nicht liebt, schreibt in der TAZ (LINK) etwas ziemlich Positives.
Und Michael Sicinski (LINK), der hin und wieder für CARGO schreibt, gefällt "Hill of Freedom" sehr.

Deutschland hat angefangen, die Kurden im Irak mit Waffen zu versorgen. Kann die Peschmerga Isis besiegen? (LINK). Ein sehr informierter und lesenswerter Artikel. Und hier ein Spottvideo aus Ägypten. Meine ägyptische Freundin sagte heute Morgen, nachdem sie das Video gesehen hat: die Ägypter mit ihrem Humor sind unschlagbar.

Am Nachmittag mähe ich alles, was noch zu mähen ist. Dann mache ich ein großes Feuer für Serpil Turhan. Darum hat sie mich gebeten und selbstverständlich mache ich das. Ich wollte es filmen, aber der Fotoapparat, mit dem ich mit einem externen Mikrofon filmen kann, hat nicht funktioniert. Vermutlich war der Akku nicht geladen.

06.09.14  


Bei diesem Video war der Akku wieder voll. Aber weil es extrem windig war, und ich vergessen habe, den Objektivdeckel meines Fotoapparats zu befestigen, klappert der leider bei jedem Windstoß. Das externe Mikrofon hat einen Windschutz und daher gibt es eigentlich keine richtigen Windgeräusche. Ich habe es schon öfter gesagt, ich bin kein Perfektionist.

Heute habe ich ein Feuer für meine ägyptische Freundin gemacht. Sie ist, seitdem sie in Kairo angekommen ist, erkältet und gibt mir beim Skypen am Morgen das Gefühl, dass sie todkrank ist. Ab und zu gelingt es mir, ihren ägyptischen Humor zu aktivieren.

Ich kann meine Energie nur in Gartenarbeit stecken. Heute habe ich das ganze Riesen-Chinaschilf auf einer Seite abgeschnitten. Mühsam Stock für Stock.

Diesen Riesenhaufen des abgeschnittenen Schilfs muss ich morgen in die Scheune transportiern. Mein Sohn Nicolai hat es mal gemacht. Er hat ein Seil darum gebunden und den ganzen Haufen auf einen Schlag mit dem Rasentraktor in die Scheine gebracht.
Gegen Abend habe ich auch noch ein letztes kleines Schilfstück abgeschnitten: Kaum war ich fertig, wurde der Himmel immer dunkler, und ab und zu gab's auch ein leichtes Donnergrollen. Also habe ich all meine Enegie zusammengefasst und das gesamte Schilf in die Scheune gebracht, damit es trocken bleibt und leicht zu verbrennen ist. Bei der letzen Schilfportion fing e an zu regnen. Auf meiner Wetterseite gibt es jetzt eine rote Unwetterwarnung vor "einem starken Gewitter". Die Kühe auf dem Hof gegenüber von mir muhen ziemlich laut. Ich denke, auch sie spüren ein nahendes Unwetter. Ich bin zwar keine Kuh, aber beim Schilfreinholen habe ich etwas Ähnliches gespürt.

07.09.14   Wann wird die Welt wieder ordentlich. So wie mein Garten nach 3 Tagen Arbeit. Ich muss an Luther denken, der gesagt hat: „Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen“.


Hier zum Text der NYT und dem Video.

Am Nachmittag schneide ich alle Stengel des japanischen Knöterichs ab, der auf meinem alten Komposthaufen wächst.

Vorher…

Nachher. Als der Erdhaufen frei ist, entdecke ich, dass sich unter den großen Bättern des Knöterichs eine Nacktschneckenzucht verborgen hat. Ich sammle bestimmt über 50 Nacktschnecken auf und töte sie mit kochendem Wasser. Ich werde im nächsten Frühling gegen den Knöterich und die Nacktschnecken radikal vorgehen. Mit Feuer.
08.09.14   Die Welt ist heute nebelgrau. Trotzdem oder gerade deshalb sitze ich heute zwei Stunden auf dem Fahrradsattel. Eine Strecke fahre ich mit dem leichten roten Rad, die andere, zum Supermarkt nach Dahme mit dem schwerfälligen schwarzen Rad. Der Unterschied ist gigantisch.



Am Nachmittag nehme ich mir vor, das Gestrüpp unter meinem Reneklodenbaum wegzumachen:
I Triebe einer schon lange abgestorbenen Esche, Brennesseln, Brombeerranken. Zu guter Letzt nehme ich meine Motorsense, die schon über 20 Jahre alt ist und schwer zu starten ist, in Betrieb. Jetzt sieht es auch hier wieder ordentlich aus.

Im nächsten Jahr muss ich versuchen, es gar nicht zu einem derartigen Chaos im Garten kommen zu lassen, denn da will ich ja meinen Film "ÜBERALL BLUMEN" hier drehen.

Der Liebesperlenstrauch, der schon mal halb erfroren war, gedeiht in diesem Jahr prächtig.

Und das ist die einzige Dahlie, die von den Nacktschnecken nicht attackiert und aufgefressen wurde. Warum das so ist, ist mir ein Rätsel. Beim Fahrradfahren habe ich heute die Besitzerin eines Kleingartens gefragt, was sie macht, damit ihre wunderbar blühenden Dahlien nicht von den Nacktschnecken gefressen werden. Sie benutzt Schneckenkorn, sagt aber, dass sie das nicht bei den Dahlien eingesetzt hat.
09.09.14  

Heute ist Vollmond, und ich könnte nochmal versuchen, den "Supermond" zu fotografieren, aber besser als vor einem Monat kriege ich das nicht hin.
Im Internet entdecke ich auf der Website "jugend ohne film" einen Text zu "DAS ROTE ZIMMER" (LINK) und auch über "ROTE SONNE" (LINK). Ich freue mich, dass sich Menschen mit meinen Filmen beschäftigen.

Ich habe herbstlich trübe Gedanken. Mit diesem Geranienbild, die unermüdlich in der blauen Tonne wachsen, versuche ich sie zu vertreiben. Rot und Blau. Meine Lieblingsfarben, seit dem ich 14 Jahre alt bin.

10.09.14  
Warum fahre ich jeden Tag Rad? Damit angefangen habe ich, um weitere Knieoperationen (LINK) zu vermeiden. Das Fahrradfahren hat besser funktioniert, als ich mir das vorstellen konnte.
Danach wollte ich erleben, dass Dieter Kosslick nicht mehr Leiter der Berlinale ist, um vielleicht wieder einmal einen Film dort zeigen zu können.
Jetzt habe ich ein neues Ziel. Ich möchte 90 Jahre alt werden. Die Vorstellung, meinen 90. Geburtstag am 14. November 2029 hier auf meinem Bauernhof zu feiern, gefällt mir total. Ein neues iPhone und auch noch 2 oder 3 neues Laptops müsste ich mir in der Zwischenzeit aber schon kaufen können. Aber vielleicht bekomme ich diese Teile dann von meinen Kindern als Geburtstags- oder Weihnachtsgeschenk. Den einen oder anderen Film könnte ich bis dahin vielleicht auch machen, denn in 15 Jahren kann viel passieren. Meine geplante Autobiographie, mit der ich an meinem 75. Geburtstag anfangen will, müsste bis dahin auch fertig sein.

Im September vor 32 Jahren habe ich angefangen, ein paar Mal in der Woche zu laufen und habe darüber Buch geführt. Wichtig waren damals für mich mein Gewicht, die Lauflänge und die Laufzeit. Mein Körpergewicht war deshalb wichtig, weil ich in Büchern über das Marathontraining gelesen hatte, dass jedes Kilogramm mich auf der Marathonstrecke 10 Minuten schneller macht. Am 29. September 1985 bin ich den Berlin-Marathon gelaufen mit 77,5 kg Körpergewicht und eine offiziellen Zeit von 4 Stunden und 1 Minute. Am 18. August 1985 bin ich es in der Hasenheide ganz für mich allein gelaufen mit einer Zeit von 4 Stunden 31 Minuten. Beim offiziellen Marathon war ich also eine halbe Stunde schneller. Wahrscheinlich lag das daran, dass ab Kilometer dreißig die Läufer um mich herum langsamer wurden, und ich einen zusätzlichen Auftrieb durch das Überholen bekam. Ich denke zum ersten Mal über diesen Zeitunterschied nach. Woran ich mich noch genau erinnere, ist das Gefühl auf dem letzten Kilometer auf dem Kudamm, denn da habe ich ununterbrochen Leute, die vor mir liefen überholt. Ich hatte mich auf der ganzen Strecke nicht verausgabt, ich hatte gerade einen neuen Film "TAROT" in Bayern gedreht und bin da, wann immer es ging, morgens um den Klostersee in Seon gelaufen. Mein Zimmer war damals das Abtzimmer des ehemaligen Klosters, das auf einer Halbinsel lag.‚ Ich denke, auch Hanns Zischler, Vera Tchechowa und Rüdiger Vogler hatten da Zimmer. Für meine Autobiographie muss ich das alles nachchecken.

Jetzt führe ich wieder Buch, wann und wie weit ich Fahrrad fahre und habe beim Fahren ähnliche Glücksgefühle wie damals beim Laufen.
11.09.14  


Heute Nacht hat es geregnet. Junge Schwalben spazieren in der Pfütze vor meinem Haus.

Ich fahre in den Wald, um Steinpilze zu suchen.

Das ist meine Ausbeute. Die ganz jungen, offensichtlich heute Morgen aus der Erde herausgekommenen sind fast zu schade zum Essen.
Während der Obama-Rede habe ich geschlafen. Die Ägypter machen sich wie gewohnt lustig darüber:





12.09.14  
Gestern kam mit der Post diese luxuriöse Wahlwerbebroschüre, auf edlem Papier gedruckt, für die AfD.

Die haben jetzt Geld und wollen nach Sachsen auch in Brandenburg gewinnen.

Und der neue Stephen King. Statt Fahrrad zu fahren, fange ich damit an, ihn zu lesen. Stephen King ist zwar nicht Arthouse wie Haruki Murakami, aber der Kerl kann erzählen. Erst nach 56 Seiten mache ich eine Pause, weil mein Magen knurrt, und ich etwas essen muss. Am 19. Februar 2012 habe ich im Blog geschrieben, wie mir sein vorheriger Roman "Der Anschlag" gefallen hat.
Meine ägyptische Freundin schickt mir aus Kairo neue Graffiti-Bilder, die sie heute gemacht hat. Die letzten habe ich am 22. März 2014 in mein Blog gestellt.

Die Mohamed Mahmut Street und am Ende der Tahrirplatz. Heute.

Der Zahn der Zeit und die Regierung von Sisi haben deutlich sichtbar an den Graffiti genagt.

Im März sah dieses Graffito noch ganz anders aus.

Das ist absolut neu und vielleicht ein hoffnungsvolles Zeichen. Meine ägyptische Freundin sagt mir, es stellt Hisham Rizk dar, ein Graffitiartist, der am 2. Juli 2014 tot aufgefunden wurde. Todesursache: ertrunken im Nil (LINK).
13.09.14   Weil es gestern den halben Tag und auch heute Nacht wieder geregnet hat, fahre ich wieder in den Wald zum Schwammerlsuchen. Jede Menge Maronen und auch Pfifferlinge. Doch ich suche Steinpilze.

Diese beiden Giftpilze sind zu schön, um sie nicht zu fotografieren.

Ich will nach einer halben Stunde Suchen schon wieder umkehren, da finde ich diesen kleinen Steinpilz. An den abgeschnittenen Stümpfen überall sehe ich, dass ein anderer Pilzsucher vor mir da war.
14.09.14  
Als ich vom Fahrradfahren zurückomme gegen 15 Uhr ist urplötzlich alles anders auf meinem Bauernhof. Alle Schwalben sind, wie auf ein geheimes Kommando,weggeflogen. Heute Mittag sind sie noch wie wild vor einem der vier Nester herumgeflattert, und ich habe gedacht, was wollen sie bloß. Die haben da offensichtlich Abschied von ihrem Geburtsplatz genommen. Eine hat sich sogar auf meine Fensterbank gesetzt. Dieses Foto habe ich vorgestern gemacht. Jetzt ist es noch etwas einsamer geworden hier. Die vielen Fliegen in der Wohnung, die mich genervt haben, sind schon seit 10 Tagen verschwunden. Was mir leider bleibt, sind die Nacktschnecken, die in dieser Regenzeit überall herumkriechen.
Aber es gibt auch gute Nachrichten heute. Serpil Turhan hat ihr Baby bekommen, und wir haben heute miteinander telefoniert. Es ist ein Mädchen und wiegt fast vier Kilo. Ich bin gespannt, wie Serpil reagiert, wenn es zum ersten Mal die Augen aufmacht.
Außerdem flatterte noch eine Email ins Haus. Meine ägyptische Freundin kommt am 3. Oktober für acht Tage zurück zu mir.

15.09.14   "Mr. Mecedes" ist beendet, obwohl heute wieder die Sonne scheint. Ich glaube, es ist auch warm draußen. Aber da war ich noch nicht. 600 Seiten in 3 Tagen. Ich fühle mich emotional ausgequetscht. Stephen King ist als Erzähler ein Teufel, der mit allen Wassern gewaschen ist.
16.09.14  
Mein seit 7 Uhr weitgeöffnetes Hoftor. Ich warte auf den Jauchefahrer.

Um halb zwei kommt er endlich. Zum ersten Mal mit einem Anhänger. Ich bin voller Bewunderung für den Fahrer, der es geschafft hat rückwärts mit Anhänger in meinen Hof zu fahren.
17.09.14  


Ein Feuer für Serpils Tochter Evîn, damit sämtliche Göttinnen und Götter sie beschützen und sie groß und stark wird und so schön wie ihre Mutter.

Weil der japanische Knöterich beim Verbrennen kracht als wären es Böllerschüsse, hab ich das Feuer auch noch gefilmt. Schade, dass Evîn noch zu klein ist, um das jetzt zu hören. Vielleicht sollte ich mit der Knöterich-Vernichtung doch noch 1 oder 2 Jahre warten. Wenn Serpils Liebe zum Feuer in ihren Genen gelandet ist, wird Evîn das bestimmt auch gefallen. In 2 Jahren allerdings bin ich schon siebenundsiebzig. Eigentlich meine totale Glückszahl. Und deshalb auch ein schöner Titel für meine geplante Autobiographie.

Heute ist mein Feuertag. Auch im Garten brennt jetzt ein Feuer.

18.09.14   Von den vier Jahreszeiten Frühling, Sommer, Herbst und Winter liebe ich am meisten den Frühling, dann den Herbst und dann den Winter, zumindest wenn es schneit. Ganz am Schluss kommt bei mir der Sommer.

Und zu meinen Lieblingspflanzen gehören Hortensien. Diese hier war mal total blau. Jetzt im Herbst ist sie voller verschiedener Farbtöne und eigentlich am schönsten.

Diese Hortensie wächst draußen im Garten und bekommt erst jetzt eine Blüte, die sich langsam färbt. In diesem Winter bekommt sie ein Schutzflies, damit sie im nächsten Jahr mit dem Wachsen und Blühen nicht ganz von vorne anfangen muss.

Ich habe heute mein iPhone 4s auf das neue iOS 8 upgedatet und auch meinen Computer asuf OS X 10.9.5.
Ich habe dann dieses Foto von mir mit dem iPhone gemacht. Um es in meinen Computer zu kriegen, habe ich gut eine Stunde gebraucht. Ich arbeite seit 25 Jahren mit Apple-Computern und bis OS 9 war alles einfach. Jetzt wird es mit jedem Systemupdate komplizierter. Ich habe Apple geliebt. Jetzt fange ich an, Apple zu hassen.
19.09.14  
Obwohl es die ganze Zeit nieselt, fahre ich Rad.

Von Amazon bekomme ich soeben dieses Buch. Als Geschenk verpackt.

Ganz offensichtlich ist das Geschenk von einem Leser meines Blogs. Sowas freut mich.
Herzlichen Dank, Herr U.Franz. Mit meinen Filmen ist mir das eigentlich nur bei "BERLIN CHAMISSOPLATZ" und bei "DER PHILOSOPH" passiert.
Bis zum Abend habe ich die ersten 50 Seiten des mir geschenkten Buchs gelesen. Das ist schon interessant, aber die Sprache gefällt mir überhaupt nicht, denn sie ist total parteiisch. Ich werde auch weiterhin den gedruckten "Spiegel" lesen, aber genauso online New York Times, Washington Post, Time, Guardian, The New Yorker, Atlantic und was auch immer mir von ägyptischen Jounalisten empfohlen wird. Zumindest was Ägypten betrifft, kann ich sehr gut einschätzen, wie die deutschen "Leitmedien" berichten und die Vorgänge da kommentieren. Bei den Berichten zur Ukraine in der "Zeit" und im "Tagesspiegel" habe ich manchmal die Leserkommentare gelesen. Wenn die nicht von Russland aus gesteuert werden, verstehe ich gar nichts mehr. Da gibt es bei jedem Text innerhalb von ein paar Stunden zwei-, dreihundert Kommentare, die die Dinge aus russischer Sicht mit dem entsprechenden Vokabular darstellen.
20.09.14  
Fahrradfahren im dichten Nebel. Kein Geräusch ist zu hören. Die Welt ist wie in Watte gepackt. Zwei Rehe springen vor mir über den Radweg.
Kaum bin ich in Berlin, bekomme ich einen Anruf vom Residenztheater in München. Sie teilen mir mit, dass Guntram Brattia vor zwei Tagen bei einem Motorradunfall gestorben ist. Er hinterlässt eine Frau und drei Kinder. Er hat in fünf Filmen von mir gespielt: "PARADISO", "VENUS TALKING", "RAUCHZEICHEN", "DAS SICHTBARE UND DAS UNSICHTBARE" und zuletzt in "PINK". Ich war bei seiner ersten Hochzeit Gast und auch bei seiner zweiten. Am 21. November wäre er 48 Jahre alt geworden.
Statt eines Nachrufs seine beiden letzten emails an mich. Die erste vom 1.1.2013, die zweite vom 11. 5. 2013

lieber rudolf,
da kann man sehen,wie sehr wir uns aus den augen verloren haben. ich hab schon 3! und der dritte heisst benjamin und ist schon 3 jahre alt. also ich bin gesegnet- was das kinder kriegen betrifft.
ansonsten- lebe ich auf einem bauernhof in bayern und arbeite am theater. wofür? das kann ich dir nicht genau sagen. das theater arbeitet um erfolg zu haben. ich arbeite, um zu erleben - und wenn möglich dabei erfolgreich zu sein. das klappt oft ganz gut. zuletzt mit herbert fritsch als regisseur hat´s nicht geklappt. ich habe mir die bänder meines knöchels gerissen und das war wohl der ausdruck auch für die künstlerische verfahrung.
aber in einer woche beginnt schon wieder ein schiller und ich gebe den präsidenten. das pensum wird immer mehr, die betriebsamkeit ersetzt oder verhindert das zu lange nachdenken. und meist fühlen sich alle ganz wohl dabei.
ich grüsse dich herzlich,
- du bist der einzige rudolf, den ich kenne-
dir und deiner lieben das glück,
guntram

lieber rudolf,
der film über den regen und den mann und den hof und das feuer, über einsamkeit und durchlässigkeit u verwundbarkeit - und stärke und sehnsucht, den würde ich gerne sehen ( und spielen). mehr als den über junge frauen und  ältere bären.
ich sende dir eine herzliche umarmung in dein exil - oder den altersitz, denke an ägypten und berlin, geniesse bayern, hinke (weil knieoperiert),
mein freund,
guntram

Das Drehbuch, in dem Guntram Brattia gerne die männliche Hauptrolle gespielt hätte, war "MONA-LISA WEINT" (LINK).
In "DAS SICHTBARE UND DAS UNSICHTBARE" musste Guntram in der Anfangssequenz auf einer kurvenreichen Landstraße extrem schnell Motorrad fahren, damit es den Anschein erweckt, dass er bereit ist, sich beim Motorradfahren umzubringen. Die Szene zu drehen war unendlich schwierig vor allem weil wir Probleme mit dem Kamerawagen, der vor ihm herfuhr, hatten. Es war der letzte Drehtag (LINK) und die letzte Einstellung des Films. Als wir mit unserer Technik endlich zum Drehen bereit waren, fing es an zu Tröpfeln. Dann hat Guntram gesagt, wenn es nass ist, mache ich das nicht. Ich war in absoluter Panik, bin weit weg von meinem Team gegangen und habe zu Gott gebetet: Bitte lieber Gott, lass es aufhören zu regnen. Ich habe in meinem ganzen Leben nur zweimal aus absoluter Verzweiflung zu Gott gebetet. Das erste Mal war, als der Auswahlausschuss des BMI über mein Filmprojekt "BESCHREIBUNG EINER INSEL" entschieden hat. Auch da wurde mein Gebet erhört. Ich bekam das Geld, um den Film zu drehen. Es war die erste Filmförderung überhaupt in meinem Leben.

21.09.14   Der Motorradunfall von Guntram Brattia (LINK) geht mir an die Nieren, ganz besonders seitdem ich die Fotos davon in einem Zeitungsbericht gesehen habe. Da mein Sohn Nicolai auch seit einem Monat Motorrad fährt, habe ich ihm gleich eine Mail mit einem Bild des zerstörten Motorrads geschickt. Er antwortet sofort: "das war ja eine brutale maschine die er hatte…"
22.09.14  

Ich bin gestern Nachmittag nach Frankfurt geflogen. Im Rahmen der Goethe-Festwochen lief im Filmmuseum "TAROT". Es waren tatsächlich sehr viel mehr Zuschauer im Kino als bei meinem letzten Besuch vor 3 Jahren. Ich schätze es waren so um die 50 Zuschauer, davon viele mehr an Goethe als am Film Interessierte. Ich fragte frech, wer von Ihnen hat "Wahlverwandtschaften" gelesen. Es war immerhin die Hälfte.

Der Blick von der Dachterrasse meines Hotels Nizza.

Moderatorin beim Publikumsgespräch war Ruth Fühner vom Hessischen Rundfunk. Mir hat's Spaß gemacht. Außerdem war ich glücklich über den Zustand der 35mm-Filmkopie. Da gab es kein Zeichen von Farbverschiebungen ins Rötliche. Das Deutsche Filmmuseum bekommt jetzt alle Filmkopien von mir, die ihnen in ihrer Sammlung noch fehlen.
Gestern war ich insgesamt 22 Stunden wach und am Ende mehr tot als lebendig, heute morgen bin ich nach dem Frühstück wenigstens einmal um den Block gelaufen.

Sieht aus wie eine Festung, ist aber eine Kirche.

Der Kirchturm dieser Kirche. Zwischen den Wolken kommt ein bisschen Sonne durch. Ich nehme das als ein Zeichen vom "lieben Gott" für mich auf.

Im Frankfurter Flughafen war ich wie immer sehr frühzeitig, hatte auch schon meine bordingcard beim Hinflug bekommen. Aber da gibt es inzwischen noch was ganz neues, das sich "Home Tag" nennt. Da muss man den Strichcode der bordingcard, so wie beim Betreten des Flugzeugs auf einen Scanner legen und dann wird der Anhänger für das aufgegebene Gepäck ausgedruckt und man muss ihn um seine Gepäckstück befestigen. Bei mir mit Hilfe einer sehr netten Lufthansa-Angestellten gab es dabei einen System-Crash und ich musste zu einem Schalter gehen, wo alles noch mit richtigen Menschen gemacht wurde.

Mitten im Einkaufsparadies, das jeder Fluggast durchlaufen muss, stand dieser Sportwagen.

Immerhin wird jetzt auf einer Abflugtabelle am Anfang der Flughafen-Odysee angezeigt, wie lange man bis zum Abflugsgate gehen muss. Auch das ist neu. Wenn ich Hieronymus Bosch wäre und ein Bild der Hölle malen würde, wäre ein Hauptmotiv der Frankfurter Flughafen.

23.09.14  

Die USA haben in der Nacht angefangen, ISIS jetzt auch in Syrien zu bombardieren, vor allem deren Zentrum in Raqqa. Das Wallstreet Journal (LINK) veröffentlicht ein Video vom Alltagsleben dort, bevor die Bomben fielen. Und im gedruckten Spiegel ist ein Bericht über das Leben in Aleppo "Eine Stadt wartet auf den Tod". Während Bomben fallen, gießt ein Mann die Topfpflanzen auf seinem Balkon, ein anderer putzt sein Motorrad…
Heute Mittag habe ich Serpil Turhan und ihre zehn Tage alte Tochter Evîn besucht. Ich war vorher fix und fertig. Nachwehen von meiner Reise nach Frankfurt. Während ich bei ihr war und eine Fütterung miterleben durfte, wurde ich immer ruhiger. Serpil hatte immer schon eine wunderbar beruhigende Ausstrahlung auf mich. Aber heute war die Ausstrahlung doppelt so stark. Ich bekam feuchte Augen im Angesicht ihres Glücks.
Als ich wieder daheim war, habe ich es gewagt, meinen betagten Router der Telekom - Speedport W722 V - gegen einen neuen Speedport W724V auszutauschen und zu konfigurieren. Beim ersten Router war das ein Drama. Heute ging es babyleicht. Darüber bin ich richtig stolz.
Weil ich mich nicht mehr problemlos auf technische Neuerungen einlassen möchte, merke ich, dass ich wirklich alt werde. Jede erfolgreiche Änderung ohne fremde Hilfe kommt mir jetzt wie ein Triumph vor. Als meine Mutter noch lebte und irgendein Gerät nicht mehr funktionierte, habe ich es auseinander genommen, alles inspiziert und es wieder zusammengesetzt. Dann hat es in meiner Erinnerung wieder funktioniert und meine Mutter war glücklich und sagte mir, dass ich ALLES reparieren kann. Mein Sohn Nicolai hat heute in meinen Augen dieses Alles-reparieren-können Gen von mir geerbt.
In den letzten Monaten gab es auf meinen ISDN-Telefonen jede Menge Störgeräusche. Irgendwo im Intenet hatte ich gelesen, dass Störgeräusche durch einen Routeraustausch behoben waren. Nach endlosen Versuchen der Telekom.
Jetzt bin ich bereit, mich auf die ständigen Anrufe der Telekom, die mir immer wieder empfohlen haben, auf IP-Telefonie umzusteigen, weil das für mich preiswerter sei. Mit dem neuen Router geht das ohnehin. Allerdings muss ich dann noch zwei dazu passende Analogtelefone kaufen. Ich sehe jetzt wieder etwas entspannter in die Zukunft.

24.09.14  
Ich merke, ich bin inzwischen süchtig nach Fahrradfahren. Nach einer dreitägigen Pause tut mir allerdings schon wieder der Popo weh.

Auf meinen blauen Weintrauben sitzt eine Wespe. Morgen werden sie geerntet.

Die Michaeliblumen sind voll erblüht.
25.09.14  
Rot und blau: das ist die Ernte meiner blauen Weintrauben im Garten. Ich hab's gefilmt, aber der 20 Minuten-Film muss noch gekürzt werden, bevor ich ihn auf Vimeo online stelle. Wenn ich bei der Weinernte nackt gewesen wäre, hätte ich sofort täglich mindestens 100 Zuschauer.
Jetzt beginnt die Hauptarbeit. Ich muss alle Trauben einzeln abmachen und alle guten in einen Topf werfen. Und die schlechten in einen anderen. Beim Ins-Haus-Tragen des Wäschekorbs sind es gefühlt 15 Kilogramm. Dann kommen sie in einen Entsafter und aus dem Saft mache ich dann Traubengelee, das mein Sohn Nicolai immer geliebt hat.
26.09.14  
Regen, Regen, Regen. Nach vier Kilometern bin ich pitschnass und kehre wieder um. Morgen gucke ich, ob es wieder Steinpilze gibt.

Elfeinhalb Gläser Traubengelee aus 3 Liter Traubensaft. Ich könnte die fünffache Menge davon herstellen, denn Trauben habe ich genug. Nur nicht mehr genug Gläser. Und auch keine Lust mehr. Bei solchen Arbeiten muss man zu zweit sein.

Ich bin doch noch heute in den Wald gefahren. Mit einer halben Flasche Rotwein im Bauch.

Diese beiden Steinpilze habe ich gefunden. Ich denke die Steinpilzzeit ist für 2014 vorbei.
27.09.14  


Zum erstenmal in diesem Monat fahre ich wieder zum See.





Der schöne aus Sand geformte Zoo vom August ist ein Monat später verschwunden.

Mein zweites Frühstück heute Morgen mit dem gestern von mir gemachten Gelee. Es ist sehr süß.

Hans-Peter Reichmann vom Deutschen Filminsitut in Frankfurt besucht mich mit einer Mitarbeiterin und inspiziert alle von mir chaotisch gelagerten Film-Dinge. Es ist sehr sehr viel. Ich schäme mich ein bisschen über meine Unordnung. Er beruhigt mich und sagt mit Stanley Kubrick hatte ein noch größeres Anwesen und da auch alles nur Denkbare aus seinen Filmen gelagert.

28.09.14   Zwei Tage lang habe ich versucht, eine Twitter-Liste auf der fast alle in Ägypten lebenden oder interessierten Journalisten tweeten in meinem Browser aufzurufen, immer kam die Nachricht "Sorry, diese Seite existiert nicht".
Na gut, jetzt habe ich mir auch einen Twitteraccount (LINK) eingerichtet und bin als erstes Sandmonkey (der zur Zeit sehr unglücklich ist) gefolgt. Alle Accounts, die mir Twitter vorgeschlagen hat, konnte ich erst mit Hilfe eines anderen Programms wieder löschen. Und als Avatar habe ich mein rotes Rad ausgewählt.


Durch diesen Mückenschwarm muss ich seit Anfang September jedes Mal durch. Auf dem Hinweg und dem Rückweg.
Im Irak sieht es gar nicht gut aus, seitdem Deutschland da auch mitmacht. Wahrscheinlich haben wir nichts Besseres.

Am Nachmittag mähe ich noch ein bisschen Gras auf der Wiese oberhalb meines Gartenteichs mit dem Rasentraktor, obwohl heute Sonntag ist. Ich hoffe, mein Dorf verzeiht mir die Störung der Sonntagsruhe. Aber das Gras wächst schnell und in den nächsten Tagen soll es wieder regnen. Ich freue mich darüber, wie es jetzt aussieht. Morgen mähe ich weitere Rasenteile.

30.09.14   Gestern war ich krank. Mein neueingerichteter Twitter-Account hat mich total überrascht. Nur zwei oder drei Stunden, nachdem ich ihn eingerichtet hatte, hatte ich einen "follower" aus Japan. Und am nächsten Morgen noch viel mehr. Trotzdem bewege ich mich noch auf Twitter wie ein Schlittschuhanfänger auf Eis.
Eine Regenpause benütze ich für einen kurzen Fahrradtripp. In diesem Monat bin ich insgesamt 328 Kilometer gefahren. Alles mit dem roten Rad.

Fast alle Felder am Radweg sind abgeerntet und werden jetzt gepflügt.

Gestern waren auf diesem Sonnenblumenfeld noch die schwarzen Köpfe der Sonnenblumen da.

Mein letztes Bild in diesem Monat.
     
     
     

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